Patrick Schneider ist seit 2024 Geschäftsführer der ARA Winznau Olten. In diesem Interview gibt er Auskunft über seine Kläranlage.
Was hat Sie 2024 bewogen, das Amt des Geschäftsführers für den Zweckverband Abwasserregion Olten (ZAO) zu übernehmen? Was macht der Reiz dieser Aufgabe aus?
Der ZAO und die ARA Winznau leisten einen bedeutenden Beitrag für den Gewässerschutz und die Siedlungshygiene in der Region. Die Möglichkeit operative sowie strategische Entscheidungen zu treffen und damit einen nachhaltigen Gewässerschutz in der Zukunft für die Region aktiv mitzugestalten, reizen mich.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der ARA Winznau Olten?
Die Kernaufgabe ist sicherlich der Schutz der Umwelt und der Menschen, die darin leben. Das in den Siedlungen anfallende Abwasser muss so weit von Schadstoffen und Nährstoffen gereinigt werden, dass es keine nennenswerte Belastung für das aufnehmende Gewässer mehr darstellt. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Ziele wie z.B. Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Öffentlichkeitsarbeit, um nur einige zu nennen.
Und wenn es die ARA Winznau Olten nicht gäbe…?
Glücklicherweise können sich nur noch die älteren Generationen an diese Zeit erinnern. Eine Zeit, in der die Bäche und Seen mit Schaumbergen und üblen Gerüchen zu kämpfen hatten, sowie zeitweise das Trinkwasser abgekocht werden musste.
Das Fehlen der ARA Winznau hätte bedeutende Auswirkungen auf die Umwelt, die öffentliche Gesundheit sowie auf die regionale Infrastruktur. Die ARA spielt eine wichtige Rolle für die Lebensqualität sowie den Schutz der natürlichen Ressourcen.
Welche Bedeutung hat die ARA Winznau Olten für die angeschlossenen Gemeinden der Region?
Nebst dem Schutz der Umwelt und der darin lebenden Menschen können die Gemeinden durch die zentrale Abwasserreinigung Kosten sparen, da sie nicht in individuelle Lösungen investieren müssen. Die ARA Winznau bietet für ihre 12 angeschlossenen Verbandsgemeinden eine professionelle und kosteneffiziente Möglichkeit, das Abwasser zu behandeln.
Was macht die ARA Winznau Olten zu einer innovativen ARA?
Die ARA wurde in den Jahren 2013–2019 umfassend saniert und ausgebaut. Für die biologische Reinigung des Abwassers wurde das SBR-Verfahren gewählt. Dieses ist sehr anspruchsvoll im Betrieb, ermöglicht aber hervorragende Reinigungsleistungen. Der Verbandskanal mit einer Länge von 35 km verbindet alle 12 Gemeinden mit der ARA. Dieser Verbandskanal wurde mit einer dynamischen Abflussregelung ausgestattet. Dies trägt dazu bei, dass Mischwasserentlastungen bei Regen in die Gewässer reduziert und die Auslastung der ARA verbessert wird.
Was betrachten Sie als die besondere Stärke der ARA Winznau Olten?
Ganz klar die hier arbeitenden Menschen, sowohl im Betrieb als auch in den Gremien des ZAO. Alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst und tragen konstruktiv dazu bei, einerseits die bestehende Infrastruktur bestmöglich zu nützen, diese bei Bedarf zu entwickeln und nicht zuletzt konsequent zu Unterhalten.
Reicht die Vergrösserung von 65'000 auf 110'000 Einwohnerwerten für die kommenden Jahrzehnte aus?
Falls sich das Einzugsgebiet sowie die Gewässerschutzgesetzgebung entwickeln wie anlässlich des Ausbaus angenommen, dann sicher. Die Gewässer stehen unter Druck. Die Politik reagiert und hat mit verschiedenen Motionen aus dem Parlament Massnahmen zur Reduktion der stofflichen Einträge (Pestizide, Stickstoff und Mikroverunreinigungen) in die Gewässer gefordert. Dies kann wiederum zur Folge haben, dass schneller als gedacht neue Massnahmen auf der ARA umgesetzt werden müssen.
Welche Sanierungsmassnahmen stehen bevor? Wie sieht der Zeithorizont aus?
Eine Kläranlage inklusive dem Verbandsnetz unserer Grösse unterliegt einer ständigen Planung für die Erneuerung und Unterhalt aller Anlagenteile. Nachdem ein Grossteil der ARA saniert wurde, liegt der Fokus beim Verbandsnetz. Hier werden in den nächsten Jahren Sanierungen an den Hauptsammelkanälen erfolgen.
Inwiefern ist die ARA Winznau Olten nicht nur Energieverbraucherin, sondern auch Energieproduzentin?
Die ARA Winznau erzeugt mit der Vergärung des anfallenden Klärschlammes in den Faultürmen ihr eigenes Biogas. Dieses Biogas wird über ein Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Die dabei entstehende Wärme wird für die Faulturm- sowie Gebäudeheizung verwendet. Der in den Sommermonaten bestehende Wärmeüberschuss wird neuerdings dazu genützt, um Holz zu trocknen.
Unsere neue PV-Anlage produziert ebenfalls Nachhaltigen Strom. Insgesamt können wir mit all diesen Massnahmen ca. 60% unseres Strombedarfs mit eigener Produktion decken.
Ihre Visionen für die ARA Winznau Olten?
Unsere Verbandsstrukturen wurden durch unseren Präsidenten sowie dem Vorstand angepasst und professionalisiert. Wir haben ein motiviertes Betriebsteam, welches sich mit Begeisterung der nicht immer einfachen Aufgaben im Abwasserbereich widmet. Diese bilden die Grundlage, um unsere Kernaufgabe zu erfüllen: Wir wollen gemeinsam sicherstellen, dass die Abwasserentsorgung umweltverträglich und effizient erfolgt, um die Region und die darin lebenden Menschen und das Gewässer ökologisch zu schützen.